Kunststoffe sind aus dem Leben der Menschen nicht mehr wegzudenken. Doch womit genau hat man es eigentlich zu tun? Chemisch betrachtet gibt es bei vielen Werkstoffen, für die man Oberbegriffe wie „Plastik“ verwendet, große Unterschiede. Eines der heute wichtigsten dieser Materialien ist Polypropylen (PP), der erst Mitte des 20. Jahrhunderts erfunden wurde. Natürlich konnten die PP-Pioniere noch nicht einmal ahnen, welch ein Siegeszug rund um die Welt ihrem Kunststoff bevorstehen sollte. Allerdings hat der fast omnipräsente, weil nahezu universell einsetzbare Werkstoff ein Imageproblem. Komplett gerechtfertigt ist das allerdings nicht.
Gleich mehrere Forscher waren an der Entwicklung beteiligt
Polypropylen war nicht der erste Kunststoff auf dem Markt: Das PVC blickte bereits auf eine rund einhundertjährige Geschichte zurück, als in den 1930er-Jahren mit dem Polyethylen ein noch moderneres Material auf dem Markt kam. Das konnte zwar mit Elastizität und Kältebeständigkeit punkten, erwies sich für viele Anwendungen aber als zu weich und nicht ausreichend hitzefest. Damit war ein weiterer Forschungsauftrag im Prinzip formuliert, dem die US-amerikanischen Chemiker J. Paul Hogan und Robert Blanks nur zu gerne nachkamen. Später nahmen sich mit Karl Ziegler und Giulio Natta auch zwei Europäer der Sache an und legten die Grundlage für die großtechnische Entwicklung von PP.
Polypropylen im Alltag
Polypropylen gehört zu den meistgenutzten Kunststoffarten und ist ein fester Bestandteil moderner Alltagskultur. Meistens hat man mit ihm zu tun, ohne ihn bewusst wahrzunehmen, denn der vielseitige Kunststoff findet sich etwa in Verpackungen für Lebensmittel, in Flaschenverschlüssen, Haushaltsfolien oder auch in Frischhalteboxen. In vielen anderen Haushaltswaren spielt Polypropylen ebenfalls eine zentrale Rolle: Man nutzt ihn als Werkstoff für Eimer, Wäschekörbe und -Klammern – und sogar für die Herstellung verschiedener Möbel spielt er eine Rolle.
Gründe dafür liegen in seiner hohen Widerstandsfähigkeit gegenüber Feuchtigkeit, Chemikalien und mechanischer Belastung, zudem ist er preiswert und langlebig. Eigenschaften, die man auch bei der Herstellung von Kleidung, (insbesondere von Sporttextilien und Outdoor-Ausrüstung) sowie im Fahrzeug- und Hausbau zu schätzen weiß.
Kurzum: Polypropylen macht den Menschen das Leben fast überall leichter. Und das sogar im doppelten Sinn, denn der Kunststoff ist im Vergleich zu anderen Werkstoffen ein echtes Leichtgewicht. Nun gilt es noch, den Kunststoff besser in den Wertstoffkreislauf zu integrieren.
Wertstoff statt Müll
Auf den ersten Blick macht die gegenwärtige Situation wenig Mut: Zwar werden in Deutschland rund 46 % aller Kunststoffe wiederverwertet, doch speziell für PP liegt die Recyclingquote derzeit bei mageren 3 %. Hier gibt es also noch viel Luft nach oben, zumal Polypropylen chemisch die besten Eigenschaften für den Wertstoffkreislauf bietet. Ein großer Knackpunkt liegt in der stofflichen Sortierung von Abfällen. Dabei müssen die verschiedenen Stoffe so akkurat wie möglich voneinander getrennt werden, was technisch bislang nur schwer realisierbar war.
Durch den Einsatz von KI-gestützter Nahinfrarot-Technologie sind effiziente Ansätze für die Wiederverwendung von PP keine Zukunftsmusik mehr. Übrigens: Die immer bessere effizientere Kreislaufwirtschaft ist nicht nur ganz im Sinne des Umwelt- und Klimaschutzes, sondern spart unter dem Strich auch bares Geld. Wenn das mal kein Argument ist?